Interaktion zwischen älteren Menschen und Jugendlichen : ein psychologisch förderlicher sozialer Kontext für beide Seiten? : eine experimentelle Laborstudie im theoretischen Rahmen der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne
- In dieser Dissertation wird argumentiert, dass intergenerationelle Beziehungen außerhalb der Familie zur positiven Entwicklung im hohen Alter und in der Adoleszenz beitragen können. Ausgehend von Eriksons Entwicklungstheorie (Erikson, 1963) wird die Annahme hergeleitet, dass die Beziehung zwischen älteren Menschen und Jugendlichen eine günstige motivationale Basis hat, weil sich die Entwicklungsaufgaben des Alters (Generativität) und der Adoleszenz (Identität) gegenseitig ergänzen. Angenommen wird, dass die Realisation dieser motivationalen Passung in einer konkreten Interaktionssituation typische Defizite des Alters (fluide Intelligenz und kognitiv-affektive Komplexität) und der Adoleszenz (soziale Orientierung) kompensiert. Diese Annahme wurde in einem experimentellen Laborsetting an einer Stichprobe von 90 jugendlichen (14-15 Jahre) und 90 älteren Frauen (70-74 Jahre) untersucht. In allen drei Bedingungen bearbeiteten ad hoc Dyaden unterschiedlicher Alterszusammensetzung zunächst bestimmte vorgegebene Aufgaben, die sich systematisch danach unterschieden, inwieweit sie die motivationale Passung förderten. Die Interaktionspartner wurden unmittelbar nach dieser Interaktion getrennt voneinander in den abhängigen Variablen untersucht. Hypothesenkonform zeigten die älteren Teilnehmerinnen in der die motivationale Passung fördernden Experimentalbedingung ein höheres Ausmaß an kognitiver Leistungsfähigkeit und kognitiv-affektiver Komplexität als die älteren Teilnehmerinnen in den beiden Kontrollgruppen, welche die motivationale Passung nicht unterstützten bzw. ihr zuwider liefen. Außerdem zeigten die jugendlichen Teilnehmerinnen unter der Experimentalbedingung häufiger prosoziales Verhalten als jugendliche Teilnehmerinnen unter den beiden Kontrollbedingungen. Die Ergebnisse deuten insgesamt auf das psychologische Potential der Beziehung zwischen älteren Menschen und Jugendlichen hin.
- In this dissertation, it is proposed that intergenerational relations outside the family can contribute to positive development both in old age and adolescence. Based on Erikson´s theory (Erikson, 1963), it is argued that this type of social interaction has got a powerful motivational basis, because developmental tasks of old age (generativity) and of adolescence (identity) complement one another. In a laboratory experiment, the assumption was tested that this motivational match compensates for typical age-related deficits in cognitive and personality functioning (old age) and social orientation (adolescence). Using a between- subjects design, 90 older women (70-74 years) and 90 adolescent girls (14-15 years) were randomly assigned to three experimental conditions. In each of the conditions, participants collaborated dyadically with an unfamiliar partner. The conditions varied according to the age of the interaction partner (adolescent vs. old) and to which degree they were judged to be supportive of the generativity-identity constellation (high vs. low support). Individual performance measures were assessed immediately after the interaction. As expected, performance settings judged to be highly supportive of the generativity-identity constellation increased fluid intelligence and cognitive-affective complexity in older women. Furthermore, the same conditions increased adolescents´ prosocial behavior with a new person.